Pfaffnau 2012
Sternritt nach Pfaffnau
Juni 2012
Phoebe mit Carlo (ausgeliehen), Maya mit Presja und Babs mit Isard
Schon früh haben die Vorbereitungen für diesen Ritt begonnen, und zwar mit intensivem Training… ok, intensiv ist vielleicht etwas übertrieben, aber bei Presja haben wir schon drauf geachtet, dass sie jeden Tag rauskommt, und auch was tun muss, hinzu kamen längere Wochenend-Ritte, oder Ausflüge als Hand-Pferd. Wir wollten unbedingt von zu Hause aus reiten, deshalb startete unser Unternehmen schon am Freitag Abend, nach Phoebes Feierabend. Bei zwar wunderschönstem Sommerwetter, aber leider auch dementsprechender Menge an Bremsen, gingen wir (wie immer) das erste Stück von Hersberg bis nach Itingen zu Fuss, zum einlaufen quasi. Von Itingen aus gings über den Zunzgerberg und weiter auf dem Hügelzug bis oberhalb Eptingen. Es hat beinahe gereicht, um noch im hellen anzukommen, aber wir habens auch im Dunkeln gefunden.
Übernachtet haben wir also auf der „Lungeren“ bei der Familie Flückiger, die uns den Auslauf von ihren Pferden, und ein Zimmer überlassen haben. Bei einem Schlummertrunk, und den besten je gegessenen Zimtstengeln konnten wir noch ein bisschen mit der Hausherrin plaudern. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft, das war wunderbar!
Am nächsten Tag gings extrem früh morgens los, im Dunkeln tappte ich die Treppe hinunter um die Pferde zu füttern. Später fragten mich die beiden anderen, wie ich denn am Hund vorbei gekommen sei…? Welcher Hund???
Früh morgens konnten wir die ersten Kilometer noch ohne Bremsen hinter uns bringen und sahen vom Bölchen aus einen wunderschönen Sonnenaufgang! Rund um den Bölchen konnten wir auch noch Markierungen für den gleichzeitig stattfindenden Gigathlon sehen, und fragten uns, wer sich das blos antuen würde…! Vorbei an historischen Armee-Erinnerungen, saftig grünen Wiesen und durch wunderschöne Wälder stiegen wie hinab ins Mittelland. Wir fanden ein schönes Plätzchen mit genügend Gras für die Pferde, und wir Frauen teilten uns schon mal ein Brötchen und eine Wurst. Phoebe fand leider nur noch die Hälfte ihres Brötchens, den Rest haben nachts wohl die Katzen gefressen… 😉
An einer schmalen Stelle auf einem Trampelpfad killte sie auch noch ihren Reithelm, der am Steigbügel befestigt gewesen war, und leider an einem Baum nicht ganz vorbei gepasst hatte… Uups!
Unten im Tal angekommen trafen wir uns fast pünktlich mit Sarah und ihrem Meréns-Wallach. Sie hatte ihren Hänger in Egerkingen stehen lassen, und ritt mit uns zusammen die restlichen ca. 20km. Die vier Pferde konnten sehr gut miteinander, und so kamen wir in flottem Tempo durch die Zivilisation in der Talebene. Dort sahen wir unterwegs noch eine Menge skurriler Figuren, die wohl alle vom nahen Openair kamen 🙂
Trotz rund 30°C war die Hitze nicht unser grösstes Problem… Wir waren Nonstop dabei, mit unseren Ahorn-Wedeln um uns zu schlagen, um unseren Pferden wenigstens einen Teil der Bremsenstiche zu ersparen… Auch die Mittagspause hielten wir sehr kurz, mangels eines geeigneten Platzes gabs einen Steh-Lunch, bei dem wir uns jedoch noch nett mit zwei älteren Bikern unterhielten. Pferde-Bremsen zwangen uns aber schon bald zum Aufbruch. In Murgental am Bahnhof holten wir uns eine lang-ersehnte Glace, die uns Sarah spendierte 🙂 Am Nachmittag kamen wir dann leider kaum noch dazu, die schöne Landschaft zu geniessen, da uns unsere kleinen Insektenfeinde fast gefressen haben! Es war wirklich zum verrücktwerden, Isard schlug penetrant mit den Beinen und dem Kopf gegen den Bauch, es hat definitiv keinen Spass mehr gemacht…!
Schon um ca. 15.00 Uhr sind wir dann auf dem Hof Schuelerslehn angekommen und wurden auch sogleich von Peter begrüsst. Die Pferde holten wir nach 10 Minuten schon wieder von der Weide, da sie dort wiederum von Bremsen geplagt, Runden galoppierten… Deshalb liessen wir sie dann mit Heunetz angebunden auf dem Hof stehen, im Schatten und einigermassen Insektenfrei. Endlich konnten auch wir uns etwas ausruhen und uns beim Duschen den Dreck, den Schweiss und das Blut der Bremsen runterwaschen.
Umso gemütlicher wurde der Abend, gesamt waren 27 Pferde aus der halben Schweiz da, und noch eine ganze Menge zusätzlicher Leute, die (vernünftigerweise?) ohne Pferde gekommen sind. Neben super gutem Essen gabs interessante Gespräche, lustige Leute und am Abend noch einen spannenden Vortrag über Tschiffely, zu dessen Ehren der Sternritt stattfand. Leider waren wir drei wegen des langen Tages sehr müde, und da wir auch am Sonntag morgen bei Tagesanbruch los wollten, gingen wir trotz der gemütlichen Stimmung bald schlafen.
Nach dem kurzen, aber tiefen Schlaf im Heu, mit dem prasselnden Regen auf dem Scheunendach, stand ich um 3 Uhr morgens wieder auf, um die Pferde zu füttern. Da unsere drei zuallerhinterst versorgt waren stapfte ich im Dunkeln mit dem Heu über die ganze Weide (sogar ohne über die Open-Air-Schlafenden zu stolpern), und fand noch ein Pferd mit umgelegtem Zaun vor… Kein Halfter oder Strick da, und weder Peter noch Phoebe schienen ihr Telefon zu hören, bis dann endlich Maya abnahm und mir mit Stricken zu Hilfe eilte! Meine Horror-Vision von 27 fremden Pferden, die sich in einem Gewirr aus Elektrozaun eine Schlägerei liefern, entschärfte sich Gott sei Dank! Wir konnten die mittlerweile zwei Pferde anderswo unterbringen (wie sich später herausstellte war es Peter`s Issik-Kul!) und unsere drei bereitmachen zum Heim-Ritt.
Bei unserem Aufbruch erhielten wir noch ein Lunch-Paket, welches wir irgendwo verstauten, es war schon schade dass wir nicht bis zum Frühstück bleiben konnten… Aber eben, vor uns lagen noch 50km Heimweg, und ein wahrscheinlich ein Tag voller Bremsen. Wir verabschiedeten uns von Peter und verliessen den Hof im allerersten Tageslicht. Eine wunderschöne Zeit, und erst noch ohne Insekten. Um ein Haar hätten wir auf den ersten paar Metern Presja`s Sattel verloren… Endlich hatten wir auch Zeit, die schöne Gegend zu geniessen, bis dann um 5.30 die Bremsenplage wieder anfing. Wir kamen aber gut voran, bis vor Aarburg das erste Gewitter kam. Wir fanden auf einem Bauernhof ein kleines Vordach, wo wir uns unterstellen konnten, allerdings reichte es nicht für die Pferde. Wir gingen dann bis Aarburg zu Fuss, wo wir uns eine Bäckerei erhofften. Nach einem (aussen warmen, innen fast noch gefrorenen) Gipfeli vom Kiosk waren dann die Pferde wieder trocken und wir versöhnt. Nach dem Bahnübergang in Hägendorf überkam uns alle drei dann eine Müdigkeitswelle: Irgenwie hatten wir Mühe mit dem Aufsteigen, konnten uns alle selber nicht mehr ernst nehmen und endeten in einem kollektiven Lachanfall! 🙂 Absolut am Ende und ohne Kraft fanden wir eine Wiese im Industriegebiet, wo unsere Pferde am Rand entlang gutes Gras fressen konnten, und wir uns ein Pick Nick gönnten. Wegen des bewölkten Wetters wurden wir auch von den Stechtieren verschont.
Weiter gings bergauf, richtung Spittelberg. Und ab dort nahm das Übel seinen Lauf…: Diesmal verschüttete es uns auf offener Strecke, ohne Fluchtmöglichkeit! So waren wir innert Kürze pitschnass! Dabei muss ich zugeben dass wir alle drei mit leichtem Gepäck unterwegs, und nicht wirklich für Dauerregen gekleidet waren. Schliesslich war bei Aufbruch nur die Rede von „leichten Gewitter-Regen“! Weiter oben fanden wir eine Hütte, wo wir mit Pferden unter dem Vordach Platz fanden. Der Regen hörte auf und wir zogen weiter, über die Challhöchi und richtung Schmutzberg, wo uns plötzlich tiefster Nebel einhüllte. Um warm zu bleiben, führten wir die Pferde durch die Suppe, und waren sehr froh, dass Phoebe und ich diesen Weg schon kannten. Nach dem Feldweg stand dann auch der letzte unserer 6 Schuhe unter Wasser. Trotzdem fingen die Kleider tatsächlich an zu trocknen, so dass Phoebe der Satz rausrutschte: „Wenns das mit dem Regen jetzt gewesen war, wars ja gar nicht so schlimm!“ Oberhalb Känerkinden schüttete es das nächste Mal. Wir stellten uns unter einen Baum. Bei Wittinsburg wieder, wir ritten weiter. Da mir die nasse Reithose auf der Haut rippste, ging ich ab Känerkinden zu Fuss. Die restlichen Regengüsse bis nach Hause zählte ich nicht mehr, und ich kann mich auch nicht mehr wirklich erinnern, wie wir nach Hause gekommen sind! Aber es war jedenfalls gar nicht so spät, und unsere Pferde, vor allem Presja, sind super gut gelaufen! Wir waren auf alle Fälle sehr stolz auf sie, und auch auf uns, dass wirs bis zurück geschafft haben, ohne die Nerven zu verlieren oder uns zu verkrachen.
Es war auf jeden Fall eine Erfahrung, dieser Sternritt. Mit schönen und weniger schönen Momenten. Und wir haben beschlossen, es nicht wieder zu tun, jedenfalls nicht während der Bremsen-Saison. Und wir versprachen uns, uns gegenseitig daran zu erinnern, es nicht wieder zu tun 😉
Denn wie schnell vergisst man das Negative und findet: Naja, so schlimm wars ja gar nicht…